Studie zur Körpergröße

Männer sind im letzten Jahrhundert doppelt so stark gewachsen wie Frauen

Die Schere bei Gewicht und Größe zwischen den Geschlechtern hat sich weltweit in den letzten 100 Jahren drastisch geöffnet.

Männer sind durchschnittlich größer als Frauen – das ist schon lange bekannt. Eine länderübergreifende Studie aus England zeigt jetzt aber: Männer haben im letzten Jahrhundert doppelt so schnell an Grösse und Gewicht zugenommen wie Frauen, was die Unterschiede zwischen den Geschlechtern immer deutlicher macht.

Ein Team der University of Roehampton wollte herausfinden, wie sich Grösse und Gewicht mit den Lebensbedingungen in den letzten 100 Jahren verändert haben. Dafür hat es Daten aus zahlreichen Ländern und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) analysiert und diese mit dem Human Development Index (HDI) verrechnet, einem Wert, der von 0 bis 1 geht und auf der Lebenserwartung, der Ausbildung und dem Pro-Kopf-Einkommen basiert.

Die Studie, die diese Woche im wissenschaftlichen Magazin «Biology Letters» erschienen ist, ergab, dass Frauen für jeden Anstieg des HDI um 0,2 Punkte im Durchschnitt 1,7 cm grösser und 2,7 kg schwerer wurden, während Männer 4 cm größer und 6,5 kg schwerer wurden. Ein Beweis, dass mit der Verbesserung der Lebensbedingungen sowohl die Körpergröße als auch das Gewicht zunehmen – bei Männern jedoch mehr als doppelt so schnell wie bei Frauen.

«Wir sehen, wie die sexuelle Selektion den männlichen und weiblichen Körper geformt hat und wie verbesserte Umweltbedingungen in Form von Nahrungsmitteln und einer geringeren Krankheitslast unser Wachstum begünstigen», kommentiert Studienleiter und Professor Lewis Halsey im «Guardian» die Ergebnisse.

«Für die Perspektive: Etwa jede vierte Frau, die 1905 geboren wurde, war grösser als der durchschnittliche Mann, der 1905 geboren wurde, aber bei den 1958 Geborenen sank dieser Wert auf etwa jede achte Frau», so Halsey.

Dass diese Schere noch weiter aufgeht, ist übrigens unwahrscheinlich: Gemäß Experten bestimmen Gene zu 80 Prozent unser Wachstumspotenzial, dazu haben Gesundheit und Ernährung großen Einfluss. Weil die letzten beiden Faktoren in der Schweiz praktisch nicht besser sein könnten, hat die Schweizer Bevölkerung womöglich ihr genetisches Maximum erreicht. Seit den 1990er-Jahren werden die jungen Schweizer dann auch kaum mehr größer.

Felix Müller

Publiziert: 22.01.2025

Körpergrösse: Männer wachsen doppelt so schnell wie Frauen | Tages-Anzeiger